Hadsch – Botschaft 2009 – Imam Chamene’i

Im Namen Gottes des Allerbarmers, des Barmherzigen

Die Zeit der Pilgerreise nach Mekka ist der Frühling der Spiritualität und die Erstrahlung des Monotheismus am Horizont der Welt. Die Zeremonie des Hadsches, der Pilgerreise zum Hause Gottes ist eine klare Quelle, die den Hadschpilger von allen Verunreinigungen durch Sünde und Nachlässigkeit läutert und die seinem Herzen die Erleuchtung des von Gott verliehenen Seelen-Urgrunds zurück geben kann.Das Beiseitelegen der Bekleidung des Stolzes und der Privilegierung im Miqat des Hadsches (dem Ort des Treffens) und das Anlegen der gleichen einfarbigen Kleidung für den Weihezustand, versinnbildlicht die Harmonie im muslimischen Volke und ist symbolisches Gebot für Geschlossenheit und Einmütigkeit der Muslime überall auf der Welt. (Es gilt) auf der einen Seite: „Euer Gott ist ein Einziger. Ergebt euch Ihm allein! Und gib frohe Botschaft den Demütigen!“ (Koran 22:34) und auf der anderen Seite ist die Kaabeh mit den Worten Gottes „die Heilige Stätte – die Wir zum Wohl aller Menschen bestimmt haben, gleich ob sie dort angesiedelt sind oder sich nur vorübergehend dort aufhalten“ (Koran 22:25). Und damit steht die Kaabeh nicht nur für den Aufruf zum Monotheismus, sondern ist Sinnbild der Einstimmigkeit, Brüderlichkeit und der Gleichheit im Islam.

Die Muslime haben sich aus allen Himmelsrichtungen im Verlangen nach Umkreisung der Kaabeh und des Pilgerbesuches an der Heiligen Ruhestätte des Propheten s.a.a.s. versammelt; diese Gelegenheit muss zur Festigung der brüderlichen Verbindungen unter ihnen genutzt werden, denn darin liegt das Heilmittel vieler Probleme der großen Islamischen Ummah (der islamischen Weltgemeinde). Wir sehen heute sehr deutlich, dass diejenigen, die der Islamischen Welt übel gesinnt sind, verstärkt damit beschäftigt sind, einen Keil zwischen die Muslime zu treiben. Unterdessen brauchen die Muslime heute mehr denn je die Einheit und Einmütigkeit unter sich. Überall in den muslimischen Gebieten haben heute die Feinde deutlich ihre mit Blut befleckten Hände ausgestreckt, um Tragödien zu inszenieren. Palästina wird von den Niederträchtigkeiten der Zionisten beherrscht und erlebt immer größeres Leid. Die Al Aqsa-Moschee ist ernsthaft in Gefahr und das unterdrückte Volk in Gaza bringt nach jener beispiellosen Generationsausrottung weiterhin unter schwersten Bedingungen zu. Afghanistan erfährt unter den Stiefeln der Besatzer tagtäglich neues Leid. Die unsichere Lage im Irak hat den Menschen dort die Ruhe geraubt. Und der Brudermord in Jemen ist ein neuer Kummer, der die Islamische Weltgemeinde bedrückt.

Die Muslime auf der ganzen Welt müssen darüber nachdenken, wie und wo all die Verschwörungen, Kriege, Explosionen, Terroranschläge und blinden Morde der letzten Jahre in Afghanistan, Pakistan und im Irak geplant werden. Weshalb haben diese Menschen vor dem gewalttätigen und herrschsüchtigen Einmarsch westlicher Armeen unter Anführung der USA in die Region nie so viel Leid und Qual erlebt? Die Besatzer bezeichnen einerseits den Widerstand der Völker in Palästina, dem Libanon und anderen Ländern als Terrorismus, während sie andererseits persönlich einen wilden ethnischen und sektiererischen Terrorismus gegen die Nationen in der Region organisieren und dirigieren. Der Nahe Osten und der Norden Afrikas sind lange Zeit – über hundert Jahre – von westlichen Staaten wie England, Frankreich und danach von den USA ausgebeutet, besetzt und erniedrigt worden. Ihre Reichtümer wurden geplündert, ihr freiheitlicher Geist unterdrückt, ihre Völker wurden Geisel der Habgier fremder Aggressionsmächte. Und nachdem das islamische Erwachen und die Widerstandsbewegungen der Völker es den internationalen Unterdrückern unmöglich gemacht hatte, diese Zustände aufrecht zu erhalten und nachdem Märtyrertod und Aufstieg zu Gott und auf dem Wege Gottes als einmaliges Element auf der Szene des Islamischen Dschihads wieder in Erscheinung traten, haben sich die irritierten Aggressoren neuen heuchlerischen Methoden zugewandt und die alten Methoden durch den Neo-Kolonialismus ersetzt. Heute hat der Dämon des Imperialismus mit seinen vielen Gesichtern alle seine Möglichkeiten eingesetzt, um den Islam in die Knie zu zwingen. Die Imperialisten greifen zu allen verschiedenen Mitteln: von der militärischen Macht, der Politik der Eisernen Faust und der offensichtlichen Besatzung bis hin zu der tückischen Kettenpropaganda mit ihren tausenden Systemen zur Verbreitung von Lügen und Erzeugung von Gerüchten, und von der Organisierung von Terrorgruppen und erbarmungslosen Morden bis zur Verbreitung der Mittel für den moralischen Zerfall und die Produktion von Drogen und Förderung ihres Konsums sowie die Demoralisierung von jungen Menschen und ihre moralische Entgleisung, und von allseitigen und umfassenden politischen Offensiven gegen Widerstandszentren bis zur Schürung von ethnischen Auseinandersetzungen und sektiererischem Fanatismus sowie Maßnahmen zur Verfeindung der Brüder untereinander.

Wenn unter den muslimischen Nationen, den verschiedenen islamischen Religionsgruppen und muslimischen Völkern Freundschaft, Vertrauen und Einmütigkeit anstelle des vom Feind gewünschten Argwohns und des Misstrauens treten, kann ein großer Teil der feindlichen Verschwörungen und Pläne vereitelt werden. Dann werden ihre unheilvollen Pläne hinsichtlich zunehmender Beherrschung der Islamischen Ummah scheitern.

Der Hadsch, die Pilgerfahrt nach Mekka bietet für dieses hohe Ziel eine der besten Gelegenheiten.

Die Muslime gelangen durch Zusammenarbeit und Konzentration auf Gemeinsamkeiten, von denen im Koran und in der Tradition des Propheten gesprochen wird, zu der Macht, sich gegen diesen Dämon mit seinen vielen Gesichtern zu wehren und ihn durch ihren Willen und ihren Glauben zu bezwingen. Der islamische Iran liefert in Befolgung der Lehren des großartigen Imam Chomeinis ein deutliches Beispiel für einen solchen erfolgreichen Widerstand. Sie haben im islamischen Iran eine Niederlage erfahren. 30 Jahre List und Tücke, Verschwörung und Anfeindung, vom Militärputsch bis zum 8-jährigen auferlegten Krieg und dann bis zum Boykott und der Vermögensbeschlagnahme, und vom Psycho- und Propagandakrieg und der Frontenbildung der Medien bis zu dem Versuch, den wissenschaftlichen Fortschritt und die Erreichung neuen modernen Wissens darunter Nuklearwissen zu verhindern, und sogar Aufwiegelung und offensichtliche Einmischung in das eindrucksvolle und bedeutungsvolle letzte Wahlgeschehen: all das verwandelte sich in Szenen des Misserfolges und der Verwirrtheit des Feindes sowie dessen Ratlosigkeit und die Iraner wurden Zeuge eines deutlichen Beispiels für die Bewahrheitung der Koranstelle „Die List Satans ist fürwahr schwach“. An jedem anderen Ort, wo der aus dem Willen und Glauben hervorgehende Widerstand ein Volk gegen die arroganten Despoten antreten ließ, waren die Gottgläubigen siegreich und die Unterdrücker ereilte das unweigerliche Schicksal des Scheiterns und der Niederlage. Der klare Sieg beim 33-tägigen Krieg im Libanon und der ehrenhafte Dschihad-Kampf und Sieg in Gaza sind zwei nahe und lebendige Beispiele aus den vergangenen drei Jahren.

Ich möchte hier allen glücklichen Pilgern und besonders den Gelehrten und Rednern aus islamischen Ländern, die sich an diesem göttlichen Ort der Begegnung einfanden und den Gebetsimamen der beiden Heiligen Moscheen, ausdrücklich ans Herz legen, aufgrund eines korrekten Verständnisses der Dinge ihre gegenwärtige und dringende Pflicht wahrzunehmen. Diese (Gelehrten, Redner und Gebetsimame) sollen nach besten Kräften, denen, die ihnen zuhören, über die Verschwörungen der Feinde des Islams berichten und die Menschen zu Brüderlichkeit und Einheit aufrufen. Sie sollen ernsthaft auf alles verzichten, was zu gegenseitigem Misstrauen unter den Muslimen führt, und vielmehr all ihr Engagement und ihren Protest gegen die Imperialisten und Feinde der Islamischen Ummah und die Anführer dieser Verschwörungen, nämlich den Zionismus und die USA, richten. Sie sollen ihren Abscheu gegenüber den Götzendienern in Wort und Tat zum Vorschein bringen.

Ich bete inständig zu Gott, dem Höchsterhabenen, um Seine Wegweisung und das Gewähren von Erfolg, Seine Unterstützung und Seinen Segen für mich selbst und für euch alle.

Der Frieden und Segen Gottes sei mit Euch

Seyyed Ali Husseini Chamenei

3. Zi-l- Hadscheh-ul Haram 1430 (21.11.2009)